Bauszene

Dem Wohnungsmangel ökologisch begegnen

Sanieren im Bestand ist nach Erkenntnis des Umweltbundesamts der Schlüssel für mehr bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz. Das UBA hat hierzu kürzlich ein Positionspapier veröffentlicht.

February 22, 2023

Der Präsident des Umweltbundesamts (UBA) Prof. Dirk Messner hat am 20. Februar ein Positionspapier der Kommission Nachhaltiges Bauen am UBA (KNBau), wie dem Wohnungsmangel ökologisch begegnet werden kann, an Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundesumweltministerin Steffi Lemke in Berlin übergeben. Im Kern geht es nach einer Veröffentlichung auf nbau.org darum, wie sich mehr bezahlbare Wohnungen schaffen lassen, ohne dabei Umwelt und Gesundheit unnötig zu schaden. Demnach ist die wichtigste Stellschraube für mehr Umweltschutz beim Wohnraumbau, dass der vorhandene Gebäudebestand wo immer möglich erhalten bleibt oder sinnvoll umgebaut und umgenutzt wird. Klimaemissionen und unnötig hohe Rohstoffverbräuche lassen sich so am einfachsten vermeiden.

UBA⁠-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner sagte bei der Vorstellung des Positionspapiers: „Neben dem dringend nötigen Neubau müssen wir vor allem den Umbau und die Umnutzung bestehender Gebäude stärker in den Fokus rücken. Sonst werden wir unsere Klima- und Ressourcenschutzziele im Gebäudesektor krachend verfehlen. Die sozialökologische Transformation unserer Städte braucht einen Paradigmenwechsel. Neuer Wohnraum im Bestand spart Rohstoffe und schützt die freie Landschaft vor weiterer Zersiedlung. Außerdem müssen wir viel mehr Baustoffe recyceln und im Kreislauf führen.“

Um die Klimaemissionen und den Rohstoffverbrauch beim Bau zu senken, empfiehlt die KNBau, die Musterbauordnung und verschiedene Landesbauordnungen anzupassen. Sie sollten sich künftig an ambitionierten Nachhaltigkeitskriterien orientieren und bspw. Ressourcenschonung sowie den Vorrang des Bestandsschutzes vor Neubau vorsehen. Auch fördernde Rahmenbedingungen für den Einsatz besonders ökologischer Baustoffe wären dort zu verankern, ebenso wie reduzierte Mindestabstände für Photovoltaikanlagen auf Dächern zuzulassen. Zusätzlich sollten Rechtsgrundlagen in Landesbauordnungen so erweitert werden, dass auch Standards für die Vorsorge vor Gefahren für Gesundheit und Umwelt vorgeschrieben werden können.

Reaktionen auf das Positionspapier

Bundesumweltministerin Steffi Lemke begrüßte die Initiative: „Wasserknappheit und Hitze infolge der Klimakrise setzen unsere Städte und ihre Bewohner:innen unter Stress. Was wir brauchen, sind klimaresiliente Städte mit einer klug geplanten blauen und grünen Infrastruktur aus Wasser und Stadtgrün zur Erholung von Natur und Mensch. Beim dringend benötigten Wohnraum können wir gleichzeitig Umwelt und ⁠Klima⁠ schützen: Angesichts des enormen Ressourcenbedarfs im Bauwesen müssen wir Wohnraumschaffung, Ressourcenschonung und Klimaanpassung zusammendenken. Wenn neuer Wohnraum in erster Linie in Innenstädten und auf Siedlungsbrachen entsteht und Bestandsgebäude saniert und umgebaut werden, spart das Energie, Abfälle und Treibhausgase und senkt den Flächenverbrauch.“

Auch Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, unterstützt die Kernaussagen des UBA: „Bauen und ⁠Klimaschutz⁠ müssen immer zusammen und sozial gedacht werden. Heute beim Bauen – ob Umbau, Aufstockung oder Neubau – auf Klimastandards zu verzichten, ist schon auf kurze Sicht unrentabel und schadet nachfolgenden Generationen. Wir brauchen eine Neuausrichtung. Dafür müssen wir weg von der Fokussierung auf den ⁠Primärenergieverbrauch⁠ hin zu einer Lebenszyklusbetrachtung von Neubau und Bestand, die die gesamte Treibhausgasbilanz in den Blick nimmt. Mit dem QNG-Siegel setzen wir das bereits um. Mit der anstehenden kommunalen Wärmeplanung als wichtigen Bestandteil der Wärmewende und der anstehenden großen Baugesetzbuchnovelle, die viele Forderungen aus dieser Studie aufgreifen wird, planen wir weitere notwendige Schritte auf dem Weg zum Dreiklang Bauen – Klimaschutz – Sozial.“

natureplus zeigt, wie es geht

Im Rahmen des vom UBA geförderten Projekts "Baustoffwende" zeigt natureplus, wie man mit nachhaltigen Baustoffen klimaschonend bauen und sanieren kann. Eine niederschwellige Möglichkeit zur Information ist die kostenlose Teilnahme an den monatlichen "Late Lunch Sessions", die einmal im Monat an einem Mittwoch in der Mittagspause zwischen 13:00 und 13:45 Uhr Basiswissen zur Bauwende und zu ökologischen Baustoffen vermitteln. Schwerpunktthema in diesem Jahr ist der Gebäudebestand. Denn in der Sanierung, Umnutzung und Aufstockung von Bestandsgebäuden liegt ein erhebliches Potential zur Wohnraumschaffung und zur Reduzierung von Bodenversiegelung, Rohstoffverbrauch und CO2-Emissionen. Hier finden Sie einen Überblick über die Themen der geplanten natureplus Late Lunch Sessions 2023.

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