Bauszene

Gebäude ganzheitlich klimafreundlich machen

Das BPIE hat einen Fahrplan veröffentlicht, wie eine Lebenszyklus-Perspektive im Gebäudebereich in Deutschland eingeführt werden kann, um auch die Klimaauswirkungen der Baustoffherstellung, von Bau, Sanierung und Rückbau zu minimieren.

February 16, 2023

Um Klimaneutralität 2045 in Deutschland zu erreichen ist es nach Ansicht des BPIE nötig, nicht nur die Betriebsphase von Gebäuden in den Blick zu nehmen. Es müssen darüber hinaus auch die Emissionen gesenkt werden, die über die Herstellung der Baustoffe, den Bau, Reparatur, Sanierung und dem Abriss oder Rückbau anfallen. Das BPIE (Building Performance Institute Europe) ist ein führendes unabhängiges Kompetenzzentrum für die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Es treibt gemäß seinem eigenen Anspruch den Übergang zur Klimaneutralität in Europa und auf der ganzen Welt voran. Der nun veröffentlichte Lebenszyklus-Fahrplan identifiziert zentrale politische Stellenschrauben sowie Schritte und Meilensteine für die verschiedenen im Bausektor relevanten Akteursgruppen.

Gebäude spielen für das Erreichen der Klimaziele eine große Rolle. Werden auch sämtliche Vorketten, also auch die Emissionen, die durch die Produktion von Baustoffen und -teilen, Anlagentechnik und den Bau selbst anfallen einbezogen, liegt der Anteil der THG-Emissionen des Gebäudebereichs bei ca. 40 Prozent. Der Bausektor in Deutschland ist darüber hinaus für fast die Hälfte des nationalen Abfallaufkommens verantwortlich. Erst durch eine Lebenszyklusperspektive auf den Gebäudesektor können die Emissionen und der ökologische Fußabdruck ganzheitlich und langfristig verringert werden. Auch wenn in Deutschland erste Schritte in die richtige Richtung gegangen werden, wie die Einführung von Lebenszyklus-THG-Grenzwerte als Förderbedingung für den Neubau, sind nach Auffassung des BPIE das Tempo und das Anforderungsniveau nicht ausreichend.  

Vor diesem Hintergrund wurde mit Unterstützung der DBU der vorliegende Lebenszyklus-Fahrplan entwickelt. Ziel ist es, zentrale politischen Stellschrauben in den jeweiligen Politikfeldern aufzuzeigen, zeitlich zu verorten und zunehmend miteinander in Einklang zu bringen. Denn die für eine Lebenszyklusperspektive relevanten Ansatzpunkte befinden sich in verschiedenen Politikfeldern: Maßnahmen, die auf die Steigerung der Effizienz von Gebäuden abzielen, sind dem Politikfeld Klima und Energie zugeordnet. Aspekte der Ressourceneffizienz und -schonung sowie abfallrechtliche Fragen und Kreislaufwirtschaft haben ihren Ursprung in der Umweltpolitik. Hinzu kommen baurechtliche Regelungen, für die nicht das Bauressort, sondern die Landesbauministerien zuständig sind. 

Als zentrale Stellschrauben werden aufgeführt:  

  • die rechtliche Verankerung von Lebenszyklus-THG-Grenzwerten,  
  • die Einführung eines digitalen Gebäudelogbuchs,  
  • Förderung von zirkulärem Bauen,  
  • Einführung eines Gebäuderesourcenpasses (als Teil des Gebäudelogbuchs),  
  • erweiterte Herstellerverantwortung für Bauprodukte, sowie  
  • die bestehenden Hemmnisse für zirkuläres Bauen zu beseitigen.  

Auch für die verschiedenen Akteursgruppen werden Meilensteine für die Umsetzung festgehalten. Der Fahrplan bietet somit eine klare Orientierung für die Politik, für Hersteller:innen, Architekt:innen und Planende, sowie alle weitere im Gebäudebereich relevanten Akteure: welche Schritte und Maßnahmen sind bis wann zu gehen, um über die Reduktion der Lebenszyklus-THG-Emissionen im Gebäudebereich die Dekarbonisierungsziele zu erreichen. 

Für die Erstellung des Fahrplans wurden im zweiten Halbjahr 2022 zwei Runde Tische veranstaltet, die Stakeholder bewusst politikfeldübergreifend und auch entlang des Lebenszyklus (Planende, Bestandhalter:innen, Rückbau, etc.) zusammenbrachten. Um gezielt Praxiswissen zu integrieren, wurden außerdem Interviews mit ausgewählten Akteuren von innovativen KMUs durchgeführt, die in den verschiedenen Bereichen des Lebenszyklus im Gebäudebereich tätig sind, darunter auch Mitglieder von natureplus. Die Erkenntnisse und Einsichten werden im Fahrplan zusammengefasst. Das gesamte Projekt wurde durch die DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) finanziell gefördert.

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