Auftrag des Lehm-Dünnbettmörtels mit Hilfe einer Mörtelwalze. Quelle: ClayTec Screenshot Youtube Video.

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Schlüssel zum zirkulären Mauerwerk

Die Firma ClayTec hat einen innovativen Lehm-Dünnbettmörtel entwickelt, der eine sortenreine Trennung und 100%ige Wiederverwendung der Mauersteine ermöglicht - und zwar für alle Arten von Mauerwerkssteinen.

May 21, 2024

Die im Jahr 2023 veröffentlichte Norm zu tragendem Lehmsteinmauerwerk bis zu vier Vollgeschossen (max. 13 Meter) markierte einen Meilenstein für tragende Lehmbauweisen. Prognosen der Bundesrepublik zufolge gibt es derzeit einen jährlichen Bedarf von bis zu 350.000 Wohnungsneubauten und gleichzeitig sind etwa drei Viertel der fertiggestellten Wohngebäude gemäß statistischem Bundesamt in Mauerwerksbauweise ausgeführt. Für den Großteil dieser Gebäude kommen jedoch keine Lehmsteine, sondern konventionelle Baustoffe, wie etwa Ziegel, Porenbeton und Kalksandstein als Plansteine zum Einsatz, welche nach heutigem Stand der Technik meist im Dünnbettmörtelverfahren verklebt werden. Dadurch wird zum einen der Fugenanteil verringert, was zu einer Materialeinsparung und einer Verbesserung des Schallschutzes, der Wärmedämmung und Winddichtigkeit führt. In Kombination mit speziellen Verarbeitungssystemen werden außerdem die Arbeitsabläufe vereinfacht und eine verbesserte Mauerwerksqualität garantiert.

Kreislauffähiges Mauerwerk

Der Lehmbaupionier ClayTec, natureplus-Mitglied der ersten Stunde, hat nun mit einem innovativen Lehm-Dünnbettmörtel einen Baustoff auf den Markt gebracht, der die Brücke vom Lehmbau zu den konventionellen Mauerwerksprodukten schlägt: Der Mörtel selbst ist durch seine Wasserlöslichkeit unendlich oft wiederverwertbar und ermöglicht dadurch, im Unterschied zu chemisch abbindenden Mörteln, einen sortenreinen Rückbau des Mauerwerksverbandes am Ende seiner Nutzungsphase und damit eine 1:1 Wiederverwendung der Materialien. Voraussetzung ist, dass beim Verputz des Mauerwerks ein ebenso wasserlösliches Material in Form eines Lehmputzes verwendet wird. So kann den gebrannten Steinen ein zweites Leben gegeben werden, da sie einfach gereinigt werden können und die Steine dabei nicht beschädigt werden. Herkömmliche Mörteln ermöglichen dies nicht, hier können die Mauerwerkssteine nur in Downcyclingprozessen weiterverarbeitet werden. "Die Umweltperformance dieser bewährten und leistungsfähigen Massivbaustoffe wird (durch den Lehm-Dünnbettmörtel) völlig neu definiert", äußert sich ClayTec selbstbewusst.

Material und Anwendung

Der Lehm-Dünnbettmörtel besteht aus Sand bis 1,0 mm, Baulehm, Talkum, Perlite, Pflanzenfasern und Zellulose, ist durch das Kölner eco-INSTITUT schadstoff- und emissionsgeprüft und wird als trockene Fertigmischung angeliefert. Er dient zum Verkleben von ausreichend ebenen Mauersteinen und Planblöcken für nicht tragendes Innenmauerwerk ohne Brandschutzanforderungen. Für einen optimalen Auftrag können herkömmliche Systeme wie ein Dünnbett-Mörtelschlitten, eine Mörtelrolle oder Auftragswalze verwendet werden. Aufgrund seiner Wasserlöslichkeit muss bei der Verwendung von Lehm-Dünnbettmörtel ein wasserfester Sockel mit einer Horizontalsperre eingesetzt werden.

Ausblick - Lehm Dünnbettmörtel für tragendes Mauerwerk und den Hochbau

Derzeit arbeitet die Firma ClayTec an einer Erweiterung der Anwendungsbereiche des Lehm-Dünnbettmörtels. Im Zuge des Projekts "ReMau", welches über 2 Jahre läuft und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert sowie vom ZIM (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) organisiert wird, wird Claytec gemeinsam mit der TU Dortmund und dem Ingenieurbüro Brauer aus Dormagen weiter in eine intensive Entwicklungsarbeit investieren. Die TU Dortmund soll dabei u.a. Untersuchungen zur Schwindung des Materials durchführen sowie den zerstörungsfreien Rückbau im großen Maßstab unter Beweis stellen. Dafür sollen unterschiedliche Szenarien untersucht und geeignete Techniken, Geräte sowie Abläufe für den Rückbau entwickelt werden.

Das Ingenieurbüro Brauer führt Mauerwerksuntersuchungen und Tests zur mechanischen Festigkeit durch, um eine Mörteloptimierung für erweiterte Anwendungsbereiche zu erzielen. So soll die Voraussetzung geschaffen werden, um eine bauaufsichtliche Zulassung für weitere Anwendungen zu bekommen. Außerdem wird an eventuellen Anpassungen des Mörtels für verschiedene Steinarten gearbeitet. Für die Option auf ein tragendes Mauerwerk mit Lehm-Dünnbettmörtel sollen unterschiedliche Möglichkeiten des Aufbaus der Wandaußenseite, welche ebenfalls sortenrein trennbar sein müssen, erprobt werden.

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Autorin
Barbara Beetz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin nachhaltiges Bauen