UmBauwende!
Das Potenzial unseres Gebäudebestands auf dem Weg zur Bauwende ist enorm. Umbauen, sanieren, umnutzen, aufstocken: Die Möglichkeiten sind vielfältig, machbar und mit den richtigen Materialien schonender für Ressourcen und Klima.
Nutzen was da ist
„Deutschland ist fertig gebaut“, sagen die Architects for Future zu Recht, denn in unserem Gebäudebestand schlummert ein Potenzial, das es uns – wenn wir es richtig nutzen – ermöglicht, Neubau auf das notwendige Maß zu reduzieren und somit eine bedeutende Menge an CO₂ und Ressourcen einzusparen.
Unser Bausektor macht in Deutschland noch immer ca. 40% der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Der Ressourcenverbrauch ist enorm. Wenn wir also die Bausubstanz erhalten und weiterentwickeln, haben wir einen mächtigen Hebel für den Klima- und Ressourcenschutz. Umbau statt Neubau, aufwerten statt abreißen ist daher das, was verschiedene Fachvereinigungen seit einiger Zeit einfordern. Wir nennen es die „UmBauwende“.
Neuen Wohnraum schaffen
Auf Bestandsnutzung zu setzen, heißt nicht, weniger neuen Wohnraum zu schaffen. Im Gegenteil: Die Nutzung des Gebäudebestandes kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken. Derzeit ist ein Anstieg der Wohnraumnutzung pro Person auf nahezu 50m² zu beobachten, während Leerstand im ländlichen Raum und in Nichtwohngebäuden verbreitet ist. „Es gibt genügend Wohnraum“, betonen die Architects for Future. Es reicht, ihn anders zu verteilen und ihn kreativ, intelligent und wertschätzend weiterzuentwickeln. 4,3 Mio. Wohnungen im Bestand ließen sich laut einer Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen durch Umbau, Aufstockung und Nutzung des Leerstandes schaffen. So kann Neubau maßgeblich zu einem Mittel werden, um den Bestand z.B. durch Aufstockung und Anbau zu heben.
Emissionen und Kosten senken und gleichzeitig den Immobilienwert steigern
Ein weiterer Hebel für den Klimaschutz ist selbstverständlich die energetische Sanierung. In Deutschland gehen 33% der Treibhausgasemissionen auf das Beheizen, Kühlen und den Stromverbrauch von Bestandsgebäuden zurück. Ein Blick auf den Bestand zeigt, dass zwei Drittel aller Wohngebäude aus der Zeit vor 1980 und vor der ersten Wärmeschutzverordnung stammen und überwiegend unsaniert sind. Oft werden ineffiziente und fossile Heizsysteme betrieben bei unzureichend gedämmter Gebäudehülle, sodass ein hoher Heizwärmebedarf besteht. Durch energetische Sanierung können hier massive Einsparungen bewirkt und gleichzeitig der Immobilienwert gesteigert werden.
Die Vorzüge der nachhaltigen Baumaterialen nutzen
Für ressourcen- und klimagerechtes (Um-)Bauen steht uns eine große Auswahl nachhaltiger Baustoffe zur Verfügung. In Deutschland gehen rund 7% der Treibhausgasemissionen auf die Herstellung und Entsorgung von Baumaterialien zurück. Nachwachsende und kreislauffähige Baustoffe sind also unser dritter Hebel. Insbesondere Dämmmaterialien aus regenerativen Rohstoffen, etwa Holz, Hanf, Schafwolle, Zellulose u.a. sind hervorragend geeignet, um energieeffizient zu sanieren und dabei sogar CO₂ einzuspeichern. Bei denkmalgeschätzten Gebäuden etwa ist die Verwendung ökologischer Baumaterialien wie Lehm, Kalk, Holz oder Naturfasern ideal. Sie ermöglichen den Erhalt diffusionsoffener Konstruktionen und eignen sich insbesondere bei schützenswerten Fassaden für nachträgliche Innendämmungen. Nachhaltige Baustoffe haben außerdem in den allermeisten Fällen den Vorteil, dass sie nicht nur klimafreundlich und ressourcenschonend, sondern auch wohngesund sind. Ein weiterer Faktor, der den Wert einer Immobilie steigert.
natureplus Kampagne UmBauwende
Wenn wir also umbauen statt neu bauen, sanieren statt abreißen und dabei nachhaltige Materialien verwenden, können wir unseren Wohnraum weiterentwickeln und ausbauen, und zwar auf die sicherlich ressourcenschonendste und klimafreundlichste Art und Weise. Deshalb ist für uns die UmBauwende elementarer Bestandteil der Bauwende und bei natureplus im Jahr 2024 Schwerpunktthema. Ab April steigen dann wir im Rahmen des vom UBA geförderten Projektes UmBauwende noch tiefer in das Thema ein. Mit Informationen und Praxisbeispielen wollen wir so Baufachleute und Bauherrinnen ermutigen, sich für den Umbau zu entscheiden.
Einen umfassenden Überblick über wichtige Aspekte des Sanierens mit nachhaltigen Baustoffen bieten monatlich, online und kostenlos die kompakten Late Lunch Sessions 2024. Los geht es am 24. Januar 2024 mit Christina Patz von den Architects for Future zum Thema „Die UmBauwende – Das Potenzial des Gebäudebestandes nutzen“.
Tiefergreifendes Fachwissen und die aktuellen Entwicklungen zum Thema Umbauen und Sanieren mit nachhaltigen Baustoffen sowie Austausch und Netzwerken mit Akteurinnen aus der Branche bietet die natureplus Fachkonferenz RE.THINK BUILDING 2024 am 3. Mai 2024 in Bern mit dem Thema „Umbau statt Neubau! Mit nachhaltigen Baustoffen Potenziale im Bestand heben“.
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