Wohnen und Leben mit Holz
Die deutsche Fachagentur FNR hat Forschungsergebnisse zu Baumaterialien aus Holz und die Auswirkungen von deren Emissionen auf die Gesundheit publiziert
In der Publikation „Wohnen und Leben mit Holz“ kommt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) zu dem Ergebnis, dass VOC-Emissionen in Holzbauten normalerweise keine Gesundheitsgefährdung erkennen ließen. In die Publikation flossen die Ergebnisse von zwölf Forschungsprojekten ein, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über vier Jahre mit Mitteln aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe unterstützt hatte. Die 44-seitige Broschüre informiert rund um die durch Baumaterialien aus Holz verursachten Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC). Beleuchtet werden unter anderem Anforderungen an Bauprodukte sowie die aktuelle Rechtslage, etwa zu bauvertraglichen Pflichten, zur VOC-Baustoff- und zur Innenraumluftbewertung.
Eine gesundheitliche Bewertung der Emissionen aus Holz und Holzprodukten in Innenräumen oblag einem Forschungsverbund unter Federführung des Universitätsklinikums Freiburg. Das Klinikum nahm experimentelle toxikologische Untersuchungen an Zellkulturen aus menschlicher Lunge, Augen, Haut und sensorischen Nervenfasern vor, ergänzt von chemisch-analytischen Untersuchungen des Thünen-Instituts für Holzforschung. Die Wirkung der Emissionen auf sensorische Nervenfasern untersuchte das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund; das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig und das Helmholtz Zentrum München forschten zu allergischen und entzündlichen Effekten im Tiermodell. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, eine Gefährdung des Menschen durch Freisetzung von biogenen Emissionen aus Holz und Holzprodukten in die Raumluft bei praxisüblicher und sachgerechter Verbauung sei nicht zu erkennen.
In einem zweiten Vorhaben untersuchte ein Forschungsverbund aus Thünen-Institut und Fraunhofer-Institut für Holzforschung – Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) anhand von Ergebnissen einer Baustoffprüfung die VOC-Konzentration im Raum unter dem Einfluss von Umgebungsparametern wie Luftfeuchte und Temperatur. Im Ergebnis zeigte sich, dass die alleinige Betrachtung der Produktemissionen keine hinreichende Aussage zur sicheren Verwendbarkeit der Materialien im Innenraum zulässt, weil u. a. Temperaturen und Luftwechselrate einen deutlichen Einfluss auf Höhe und Zusammensetzung der VOC-Konzentration haben können. Weitere Forschungsprojekte widmeten sich der Identifikation und Verminderung geruchsrelevanter Stoffe von Bauprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen für Anwendungen im Innenraum und dem Emissionsverhalten sehr leicht flüchtiger Verbindungen (VVOC) aus Holz und Holzwerkstoffen.
Die Broschüre „Leben und Wohnen mit Holz“ ist bestellbar über die Mediathek der FNR und steht auch hier unten zum Download bereit.
FNR-Themennachmittag Holzbau "Holzemissionen und Wohngesundheit"
Am 7. Dezember veranstaltete die FNR vor dem Hintergrund ihrer neuen Publikation ein Online-Seminar zum Thema "Holzemissionen und Wohngesundheit". Hier berichtete Karl-Heinz Weinisch vom IQUH aus seiner Praxis der Emissionskontrolle von der Planung bis zur Abnahme, Dr. Martin Ohlmeyer vom Thünen-Institut für Holzforschung referierte seine oben genannten Studienergebnisse und auch Prof. Wolfgang Linden von der TH Lübeck kam aus seiner Forschungspraxis zu dem Schluss, dass Holzprodukte bei richtiger Behandlung keine gesundheitlichen Gefährdungen durch Emissionen im Innenraum nach sich zögen. Aus ihrer Sicht seien sogar die aktuellen AgBB-Grenzwerte zu hoch und eine "Diskriminierung von Holzprodukten" wegen der biogenen Emissionen sachlich nicht zu rechtfertigen.