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Bauszene

ZIA fordert Neuausrichtung der BEG

Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA, Verband der Immobilienwirtschaft, hat Vorschläge für die Neuausrichtung der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) vorgelegt, in der die Orientierung auf eine CO2-Reduktion im Mittelpunkt steht. natureplus kommentiert die Vorschläge.

March 7, 2022

In seinem Postionspapier zeigt der ZIA auf, wie aus seiner Sicht künftig eine klimawirksame, sozialverträgliche und wirtschaftlich umsetzbare Förderlandschaft für effiziente Wohn- und Nichtwohngebäude ausgestaltet werden kann. Neben den inhaltlichen Vorschlägen ist aus Sicht des ZIA eine Mittelausstattung von jährlich mindestens 20 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 notwendig, um der umfassenden Nachfrage und der Bedeutung des Themas Klimaschutz im Gebäudesektor langfristig gerecht zu werden. „Durch die Ausrichtung der Bundesförderung auf CO2-Reduktion als Zielwert können die Klimaziele effektiver, schneller und ganz wichtig: kostengünstiger erreicht werden“, so Maria Hill, Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Energie und Gebäudetechnik. 

Im Grundsatz teilt auch natureplus die Position einer Neuausrichtung der BEG auf die CO2-Reduktion, im Detail legen wir aber Wert auf eine andere Akzentuierung, als sie die Immobilienwirtschaft im Auge hat. Deshalb haben wir die Kernaspekte des ZIA-Positionspapiers im Folgenden kommentiert:

Förderung auf CO2-Reduktion ausrichten

Die Fördersystematik müsse konsequent auf CO2-Emissionen bzw. CO2-Einsparung ausgerichtet werden, so der ZIA. Auf dem Weg zur Klimaneutralität solle sich die jeweilige Immobilie durch effektive CO2-Einsparungsmaßnahmen im CO2-Ausstoß stetig verbessern. Hierfür seien die im GEG festgelegten Effizienzstandards allein, die sich an Referenzgebäuden orientieren, der falsche Weg. Zudem ließen diese keinen direkten Rückschluss auf die CO2-Emissionen des Gebäudes zu.

Anmerkung natureplus: Die Fokussierung auf die CO2-Reduktion ist wichtig und richtig. Auf dem Weg hin zu Klimaneutralität werden sich Verbrauchsreduktion durch Energieeffizienz und CO2-Reduktion durch klimafreundliche Materialien ergänzen müssen, um die relevanten Ziele zu erreichen. Insofern müssen die Effizienzstandards neu auf die CO2-Reduktion ausgerichtet und deshalb mit einer Lebenszyklusbetrachtung des Gebäudes verbunden werden.

Erneuerbare Energien ausbauen und Einsatz im Gebäude auf die Gebäude-Sektorziele anrechnen

Der verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland ist ein Schlüssel, um die Klimaziele zu erreichen. Dafür müssen Anreize geschaffen werden, um die Energiewirtschaft so schnell wie möglich zu dekarbonisieren. Zudem muss der Einsatz erneuerbarer Energien in Gebäuden auf die Gebäudeziele anrechenbar werden, da dies eine kosteneffiziente CO2-Reduktion der Sektor-Emissionen ermöglicht und in der gesamten Breite der Immobilienwirtschaft umsetzbar ist.

Anmerkung natureplus: Allein mit Haustechnik auf Basis erneuerbarer Energie ist die Klimaneutralität nicht zu erreichen, dazu reicht das Angebot nicht aus. Zudem bleibt der CO2-Fußabdruck der Haustechnik unbeachtet. Effizienzsteigerung und der Einsatz erneuerbarer Energie müssen sich sinnvoll ergänzen.

Sanierung des Bestands und effizienten Neubau fördern

Die Förderung sowohl der Gebäudesanierung als auch des effizienten Neubaus seien laut ZIA essentiell, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Durch die Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen und der Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien könnten die Potenziale zur Treibhausgasreduktion im Gebäudebestand gehoben werden. Die Förderung für moderne Neubauten und für CO2-sparende Maßnahmen im Neubau sei die Voraussetzung dafür, dass das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, erreicht werden kann.

Anmerkung natureplus: Die Lösung der drängendsten Fragen des Bausektors, gleich ob Wohnungsbau oder anderer Vorhaben, ist vor allem im Bestand zu finden. Dabei muss Umbau den Vorrang vor Neubau erhalten und Abriss weitmöglichst vermieden werden. Im Bestand liegt großes Potential für die Schaffung von kurzfristig verfügbarem, bezahlbarem sowie klima- und sozialgerechtem Wohnraum und für die Bewältigung der großen Herausforderung, die notwendigen Klima- und Ressourcenziele im Bausektor zu erreichen. Eine aktuelle Studie des Bauforschungsinstituts „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ (Kiel) zeigt, dass ein Potential von 4,3 Millionen Wohnungen im Bestand erschlossen werden könnte.

Nachhaltiges Bauen und Sanieren – CO2-Reduktion im Fokus

Um 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, müssten auch die eingesetzten Baumaterialien nachhaltig sein, so der ZIA. Die BEG müsse dafür technologie- und materialoffen ausgestaltet sein. Als nachhaltige Baustoffe sollten sowohl der Einsatz nachwachsender Rohstoffe als auch die Verwendung konventioneller Baustoffe (z.B. Stahl, Beton), die durch den Einsatz erneuerbarer Energien CO2-reduziert hergestellt wurden, im Zentrum der Förderung stehen. Die Förderung solle daher nicht nur auf Produkte beschränkt sein, die ein EPD-Label besitzen. Weitere Aspekte der Förderung für nachhaltige Baumaterialien sollten die Kreislauffähigkeit (Recycling, Wiederverwertung) und der Ort der Produktion der Materialen sein. Der Einsatz lokaler Baustoffe, die ohne längere Transportwege zum Bauort gebracht werden und somit CO2 einsparen, sollte daher in besonderer Weise gefördert werden.

Anmerkung natureplus: Die Förderung konventioneller Baustoffe, die CO2-reduziert hergestellt wurden, sollte noch weiter konkretisiert werden. Welche Standards sollten hier bei einer Förderung gelten? Beim Wegfall einer Orientierung an EPDs müssten Alternativen benannt werden, anhand derer die geforderten Baustoffeigenschaften nachgewiesen werden können.

Lebenszyklus-Betrachtungen unterstützen

Immer mehr Unternehmen der Immobilienwirtschaft ziehen Lebenszyklus-Betrachtungen bereits in ihre Projektplanungen mit ein – auch im Hinblick auf die Regelungen der EU-Taxonomie. Die Rahmenbedingungen für Lebenszyklus-Betrachtungen müssten laut ZIA aber noch vereinheitlicht und in entsprechenden Regelwerken festgelegt werden. Bis die Grundlagen im Dialog mit der Immobilienbranche und der Zulieferindustrie erarbeitet wurden, sollte anstatt einer gesetzlichen Pflicht die Vornahme einer Lebenszyklus-Betrachtung mit einer Förderung gewürdigt werden. Eine solche zusätzliche Förderung wäre im Sinne der Innovationsklausel des §103 GEG über die BEG sinnvoll, so der ZIA.

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