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Bild: Caroline Kist

Nachhaltige Baustoffe

Ziegel im Kreislauf

Die Nutzung sowie Wiederverwendung von Ziegeln im Bauwesen hat eine lange Tradition und rückt heute wieder zunehmend in den Mittelpunkt, da sie wesentliche Aspekte der Kreislaufwirtschaft unterstützt. Ein sortenreiner Rückbau und Abbruch sind hierbei maßgeblich.

September 17, 2024

Die Verwendung von Mauerziegeln gehört zu den ältesten Bautechniken der Menschheitsgeschichte und bereits in der Antike war die Wiederverwendung von Ziegeln eine bereits etablierte Praxis. Heute gewinnt diese Praxis im Kontext der Kreislaufwirtschaft erneut an Bedeutung. In Deutschland wurden über zwei Drittel des Wohngebäudebestands, der älter als 50 Jahre ist, in Ziegelbauweise errichtet. Jährlich fallen im deutschen Bausektor außerdem rund 59,8 Millionen Tonnen Bauschutt an, darunter etwa zehn Millionen Tonnen Abbruchziegel oder ziegelreiche Stoffgemische. Durch die Wiederverwendung und das Recycling von Ziegeln lassen sich nicht nur Abfallmengen reduzieren, sondern auch bedeutende Beiträge zur Ressourcenschonung und Senkung von CO₂-Emissionen leisten. Werfen wir also im Folgenden einen genaueren Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten der Wiederverwertung von Ziegeln.

Wiederverwendung

Die Wiederverwendung von Ziegeln steht im Sinne der Kreislaufwirtschaft mit an oberster Stelle. Die entscheidenden Materialeigenschaften für die Wiederverwendung von Ziegeln, wie etwa die Druckfestigkeit, Wasseraufnahmefähigkeit, Frostwiderstand, chemische Beständigkeit, hängen dabei vom geplanten Verwendungszweck ab, wobei die Schadstofffreiheit stets gewährleistet sein soll. Die technische Prüfung sollte so umfassend durchgeführt werden, wie es für die jeweilige Anwendung erforderlich ist, und muss den rechtlichen Anforderungen für die Wiederverwendung von Ziegeln entsprechen. Voraussetzung für eine Wiederverwendung ist ein möglichst sortenreiner Rückbau bzw. Abbruch. Für die Wiederverwendung von Ziegelsteinen sind erhebliche Ressourcen erforderlich, um die Steine sorgfältig vom Mörtel zu trennen, ohne sie zu beschädigen, denn im Falle einer Beschädigung können die Ziegel ihre Tragfähigkeit verlieren und nicht mehr als vollwertiges Baumaterial verwendet werden. Hier kommt der Art des verwendeten Mörtels also eine besondere Rolle zu. Bei Lehm-Mörtel ist eine sortenreine Trennung der Ziegel beispielsweise problemlos möglich. Stark sandhaltige Kalkmörtel ermöglichen dies ebenfalls, erfordern jedoch einen erhöhten Aufwand. Bei chemisch stark bindenden Mörteln wie Zementmörtel ist die Trennung deutlich schwieriger, da der Mörtel fest an den Ziegeln haftet. Innovative Entwicklungen wie der Lehmdünnbettmörtel der Firma Claytec werden diesbezüglich künftig eine wegweisende Rolle bei der Wiederverwendung von Ziegeln spielen.

Recycling

Wenn eine Wiederverwendung der Ziegel nach ihrem ersten Lebenszyklus nicht möglich ist, erfolgt das Recycling. Aus Abbruchziegeln sowie dem Brennbruch der Ziegelherstellung können Gesteinskörnungen hergestellt werden, die im Straßen- und Wegebau Verwendung finden. Der größte Teil der Altziegel wird dabei im Straßenbau für gebundene und ungebundene Deckschichten eingesetzt. Weitere Einsatzgebiete für Ziegelsplitt und -sand liegen im Sportplatzbau, etwa bei Tennisplätzen, sowie in der Verwendung als Pflanzsubstrat im Vegetationsbau. Zudem kann aufbereiteter Ziegelsplitt als Rohstoffersatz dienen, beispielsweise in der Herstellung von Recycling-Beton (R-Beton) oder neuen Ziegelsteinen. Dadurch können Zuschlagstoffe wie Kies oder gebrochenes Primärgestein teilweise substituiert werden. Moderne Sortier- und Aufbereitungstechniken ermöglichen es, Ziegel in mehreren Schritten zu verarbeiten und wieder in den Stoffkreislauf einzubringen.

Die Welt voller guter Ideen

FRONT Materials

Die Firma FRONT, ehemals bekannt als StoneCycling, ist ein Pionier in der Herstellung von Ziegelsteinen aus recycelten Abfallmaterialien. Das Unternehmen produziert sogenannte„WasteBasedBricks“, die mindestens 60 % aus wiederverwerteten Baustellen- und Industrieabfällen bestehen, darunter Ziegel- und Keramikabfälle. Der Herstellungsprozess umfasst das Sammeln, Sortieren, Zerkleinern und Mischen dieser Materialien, bevor die Ziegel geformt, getrocknet und gebrannt werden. Die fertigen Ziegel durchlaufen zudem verschiedene Testverfahren und sind sowohl für den Innen- als auch Außenbereich geeignet, wobei sie den europäischen Sicherheitsstandards entsprechen. FRONT verfolgt das Ziel, bis 2026 vollständig klimaneutrale Ziegel herzustellen, indem das Unternehmen auf alternative Energiequellen für den Brennprozess setzt.

WasteBasedBricks, Bild: Nienke Krook

Ein weiteres innovatives Produkt der Firma FRONT sind die „BioBasedTiles“. Diese Fliesen werden ebenfalls aus recycelten Abfallmaterialien hergestellt, jedoch ohne das herkömmliche Brennverfahren, das mit erheblichen CO₂-Emissionen verbunden ist. Stattdessen erhalten die„BioBasedTiles“ ihre Festigkeit durch einen biologischen Prozess, bei dem Bakterien Kohlenstoffverbindungen nutzen, um das Material innerhalb weniger Tage zu verfestigen. Anwendungsgebiete sind beispielsweise Wandverkleidungen und Bodenbeläge.

BioBasedTiles, Bild: Nienke Krook

Kaltziegel von Leipfinger Bader

Die Ziegelwerke Leipfinger-Bader haben im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Kaltziegel entwickelt, der aus recycelten Ziegelresten und mineralischen Bindemitteln hergestellt wird. Der Hauptbestandteil des Ziegels ist Ziegelsand, der beim Schleifen von Planziegeln anfällt, sowie weiteren Fraktionen von recyceltem Ziegelbruch. Der Kaltziegel wird durch ein spezielles Pressverfahren geformt und anschließend an der Luft getrocknet, wodurch er eine signifikant niedrigere CO2-Bilanz im Vergleich zugebrannten Ziegeln aufweist. Er erfüllt die statischen Anforderungen sowie Schallschutzanforderungen für tragende Innenwände.

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Autorin
Barbara Beetz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin nachhaltiges Bauen