BBSR

Nachhaltigkeit Liefer­kette Bau

Oktober 2021 - Oktober 2023

Tilmann Kramolisch
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kramolisch@natureplus.org

Nachhaltigkeit durch Transparenz in der Lieferkette Bau – Gemeinsame Standards der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Produktkategorien des Bauwesens über die Lieferkette.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist seit 1. Januar 2023 in Kraft. Gleichzeitig beraten europäische Gremien die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD). Viele Unternehmen des Bausektors sehen sich mit neuen Berichtsformaten konfrontiert. Sukzessive wird ein immer größerer Teil der Akteure berichtspflichtig oder ist als Zulieferer indirekt betroffen. Der Sektor ist ressourcenintensiv, was ihn für Fragen der Lieferkettenauswirkungen relevant macht.

Das Forschungsprojekt Nachhaltigkeit Lieferkette Bau befasst sich mit der Umsetzung der unternehmerischen Sorgfaltspflichten im Bausektor. Dabei erhärtet sich der Befund, dass eine größere Transparenz in den Lieferketten von Bauprodukten und Deklarationsstandards hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele - Wahrung der Menschenrechte, Schutz von Umwelt, Ressourcen und Gesundheit - zu einer Verbesserung entlang der Lieferketten insgesamt beiträgt.

Hier bietet eine gemeinsame Deklarationsplattform - als Transparenzinstrument - einen praktikablen Ansatz, um Unternehmen der Baubranche zu informieren und ihnen ein Instrument zur Untersuchung und Deklaration der eigenen Lieferketten an die Hand zu geben. Integrierbare Erkenntnisse liefern Chain-of-Custody-Label. Sie durchleuchten Lieferketten von der Rohstoffquelle bis zum Endprodukt.

Durch die Plattform wird ein leicht nachvollziehbarer Deklarationsstandard etabliert, der von Planerinnen, Produktlabel-Herausgebern oder Gebäudezertifizierungssystemen aufgegriffen werden kann. Dies macht Lieferkettenqualitäten greifbarer und stärkt konkret die Nachfrageseite.

Ziel des Forschungsprojekts

Das Forschung­sprojekt Nachhaltigkeit Lieferkette Bau wird durch das Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert und zielt darauf ab, Standards der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Produktkategorien des Bauwesens über die Lieferkette hinweg zu entwickeln. In diesem Projekt geht es darum, mögliche Risikomaterialien zu identifizieren und, unter aktiver Einbeziehung verschiedener auf diesem Feld tätigen AkteurInnen und Auswertung ihrer bisherigen Erfahrungen, Anforderungen an die verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung im Bauwesen zu definieren. Unter Einbeziehung bestehender Label und Gütezeichen sollen praxisgerechte Instrumente erarbeitet werden, mit denen sich diese Anforderungen über die ganze Lieferkette nachweisen lassen.

Es soll untersucht werden, inwieweit bestehende Datenbanken, auch aus anderen Branchen, hierfür praktikable Ansätze liefern. Die Projektergebnisse sollen dann in die Instrumente des Bundes (BNB, ÖKOBAUDAT, WECOBIS) sowie in die Prüfungspraxis von natureplus und anderer interessierter Zertifizierer einfließen. Durch die intensive Akteur*innenbeteiligung versprechen wir uns eine gute Akzeptanz und eine breite Öffentlichkeit für dieses Thema.

Forschungsbericht

Zum Download: Forschungsbericht Nachhaltigkeit Lieferkette Bau (NaLiBau)

Zwischenergebnisse

(Stand Mai 2023)

In vier AkteurInnenkonferenzen wurden bis Mai 2023 in Zusammenarbeit mit rund 50 zivilgesellschaftlichen, öffentlichen und privaten Institutionen die verschiedenen Aspekte transparenter Lieferketten analysiert. Anhand der Rückmeldungen wurde ein Konzept für ein Transparenztool zur Lieferkettenbewertung entwickelt. Die Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes wurden auf der Abschluskonferenz im Rahmen der natureplus Fachkonferenz RE.THINK BUILDING 2023, am 30. Juni 2023 vorgestellt und in Workshops diskutiert. Dieser Input floss wiederum in das Endergebnis des Projektes mit ein. Bei der vorgesehenen Datenbank soll es sich um eine staatlich betriebene und dem Top-down Ansatz folgende Deklarationsplattform handeln, die für alle Verantwortlichen der Baubranche sowie Endverbrauchende frei zugänglich ist. Eine Verifizierung der Herstellerdaten anhand von Zertifikaten unabhängiger Dritter könnte die Transparenz- und Risikobewertung des Baustoffs verbessern. Zum Schutz wichtiger betrieblicher Informationen ist ein Drei-Ebenen-Konzept vorgesehen, das unterschiedliche Detailtiefen für die jeweiligen Akteure (Hersteller, Verifizierer, Öffentlichkeit) vorsieht. Das Transparenztool-Konzept wurde mit Projektende am 31.10.2023 finalisiert. Es bietet eine Grundlage, für die zukünftige Entwicklung einer Lieferkettendatenbank „transbau.dat“, analog zur Ökobilanzdatenbank ökobau.dat.


Einzelergebnisse aus den AkteurInnenkonferenzen:

  1. AkteurInnenkonferenz Nachhaltigkeit Lieferkette Bau: "Zertifizierungssysteme für Nachhaltigkeit und Transparenz in der Lieferkette"
  2. AkteurInnenkonferenz Nachhaltigkeit Lieferkette Bau: "Lieferketten im Bausektor: Staatliche Regelungen und Instrumente"
  3. AkteurInnenkonferenz Nachhaltigkeit Lieferkette Bau: "Datenbankgestützte Systeme zur Transparenz in der Lieferkette"
  4. AkteurInnenkonferenz Nachhaltigkeit Lieferkette Bau: "Supply Chain in the Construction Sector: CSR and Industry Reporting"
  5. Abschlusskonferenz und Vorstellung eines Konzeptes für ein Transparenz-Tool: Konzept Transparenztool für Baustofflieferketten

Zu den natureplus News zur NaLiBau-Abschlusskonferenz und Fachkonferenz RE.THINK BUILDING 2023 am 30 Juni 2023.

Weiterführende Infos

Weiterführende Infos zur Gestaltung umweltschonender und sozialverträglicher Lieferketten finden Sie über den Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung.

Sie sind selbst im Bereich Nachhaltigkeit im Bauwesen aktiv und haben Interesse mehr zu erfahren und ggf. aktiv an diesem Projekt mitzuwirken? Sprechen Sie uns gerne an!